Knapp zwei Jahre der Planung, Konstruktion und Bau in Bochum sowie sieben Wochen Vorbereitung in Australien kulminieren heute Morgen in demjenigen Moment, als der thyssenkrupp blue.cruiser als erstes Fahrzeug seiner Klasse die Startlinie in Darwin überschreitet. Vorgestellt von den warmen Worten Chris Sellwoods, dem Chef der Bridgestone World Solar Challenge, der das Bochumer Projekt als Initialzündung der Cruiser Class beschreibt, sind knapp 70 Vertreter der Hochschule stolz bis über beide Ohren. Die Probleme und Strapazen der letzten Tage im static scrutineering sind seit dem Gewinn des Qualifyings ohnehin so gut wie vergessen, doch denkt an diesem Morgen um kurz vor neun wirklich keiner mehr daran. Das Auto rollt, wird von dem wirklich zahlreich erschienenen Publikum lautstark gefeiert und tritt pünktlich seine Reise nach Adelaide an.
Aller Anfang ist schwer
Doch hält die Euphorie nicht lange an – schon nach fünf gefahrenen Kilometern gibt das SolarCar über Funk zu verstehen, dass es Probleme gibt. Die Motorcontroller, die das ganze Team die letzte Woche kurz vor den Wahnsinn gebracht haben, fallen in ihre lasterhafte Fehlfunktion zurück. Vorne links qualmt es leicht und der Wechselrichter ist nach kurzer Fahrt durchgebrannt. Auch Sicherungen sind angegriffen und ein kleineres mechanisches Problem macht sich bemerkbar. Anderthalb Stunden kostet dieser erste Zwischenstopp das Team. Wertvolle Zeit, die eigentlich anders genutzt werden sollte und der guten Stimmung keineswegs zuträglich war. Umso erleichterter die Blicke, die den blue.cruiser von seiner Haltestelle am Fuße einer Steigung wieder aus eigener Kraft anfahren sehen. Es kann weitergehen und die erste Jagd um Positionen beginnt.
Platz um Platz nach vorn
Die getauschten Wechselrichter sowie die ausgetauschte Sicherung zahlen sich aus. Der Wagen fährt ohne Probleme bis zum ersten Checkpoint im 300 Kilometer entfernten Katherine und überholt auf seiner Fahrt ein SolarCar nach dem anderen. Hierbei wird deutlich, dass auch andere Teams von Pech und Unglück gebeutelt sind. Die ersten überholten Teams stehen ebenfalls im Graben, durch Fahnen und Pylone von der Straße abgesperrt, und arbeiten an der Reparatur ihres Autos. Die ersten Teams müssen bereits verladen und abtransportiert werden; schade um die Kollegen.
Die Rennstrategie wird live an die ungewollt veränderte Situation angepasst und so kann der thyssenkrupp blue.cruiser zeigen, was er unter der Haube oder besser in den Rädern hat. Mit einer für die BWSC ungewöhnlich hohe Geschwindigkeit von zeitweise bis zu 130 km/h, jagten und überholten Lead, SolarCar und Chase einen Wagen nach dem anderen. Auch wenn sich Geschwindigkeit und Live-Platzierung in der Cruiser Class nicht wirklich im Endergebnis wiederspiegeln, staunten die überholten Teams nicht schlecht und zollten ihren Respekt.
Bilanz
Trotz dem bitteren Start kann das Team mit dem ersten Renntag zufrieden sein. Der blue.cruiser schaffte fast 500 Kilometer – gutes Resultat. Die Strategie ist sehr zufrieden mit Reichweite und Entladung der Batterie. Genächtigt wird heute auf einem Caravanpark in Larrimah, inklusive Dusche und fließend Wasser. Vermutlich der letzte Luxus für die nächsten fünf Tage.