Außer einer winzigen Panne, einem geplatzten Reifen auf halber Strecke zwischen Glendambo und Port Augusta, können alle glücklich mit dem Ergebnis sein. Einen Tag vor der Zieleinfahrt sieht es für das Bochumer Team mächtig gut aus und wer hätte das nach dem holprigen Start in Darwin vor fünf Tagen noch gedacht? Nur noch ungefähr 250 Kilometer sind zu gehen, bis das Team in Adelaide einfährt und das obligatorische Bad im Brunnen am Victoria Square nehmen können.
Keine Spur von Problemen
Die verflixten Motorcontroller laufen – die Elektriker im Bochumer Team können wohl einen Schmähgesang über dieses Thema singen. Eine Woche vor dem Start passierte es das erste Mal: während des Preruns fällt einer der vier Motoren aus, eine halbe Stunde später qualmt es auf der gleichen Seite hinten. In nur 1,5 Stunden rauchen die rechten Motorcontroller aus unerfindlichen Gründen ab, nur noch zwei Motoren bleiben übrig. Die SolarCar-Freunde aus Cambridge, die wegen eines Unfalls in der Vorbereitung nicht starten können, spenden dem blue.cruiser zwei ihrer Motorcontroller – nur zwei Tage später verabschiedet sich auch einer von diesen. Nur noch 3 funktionierende Motoren bleiben übrig, mit denen in Darwin an den Start gegangen werden kann. Trotz fachkundiger Hilfe vor Ort ist die Fehlersuche noch immer nicht erfolgreich gewesen und nur Minuten nach dem Start passiert dasjenige, was nicht passieren sollte: im Rennen brennt der insgesamt vierte Inverter durch. Hängende Köpfe und Verzweiflung machen sich zunächst breit. Obwohl der Fehler noch immer nicht gefunden werden konnte, läuft es seitdem. Der blue.cruiser fährt bis zum letzten Checkpoint heute 2750 Kilometer ohne weitere Probleme mit den Motorcontrollern. Wenn er liefern muss, dann liefert er, unser blue.cruiser.
Auf den letzten Metern
Drei Etappen waren vor dem fünften Renntag noch zu bewältigen, das Tagesziel ist der letzte Checkpoint in Port Augusta und der blue.cruiser toppt dieses noch. Eine knappe Stunde hinter Port Augusta endet der Renntag, ca. 250 Kilometer vor der Ziellinie. Damit sind 11/12 der Distanz der World Solar Challenge bewältigt und es bleibt nur noch ein kleiner Rest, bis sich das Team für eine nervenaufreibende, emotionale und bis zum Rande des Nervenzusammenbruchs aufregende Zeit belohnen kann. Man soll den Tag bekanntlich nicht vor dem Abend loben, doch dämmert es bereits. Im Vergleich zu den anderen Fahrzeugen in seiner Klasse liegt der blue.cruiser absolut im Soll und so kurz vor dem Ende darf eine erste Prognose gewagt werden. Bleibt auf den letzten Kilometern alles wie gehabt, kommt der Bochumer als erster Cruiser ins Ziel, dicht gefolgt von den Eindhovener und dem Team Arrow aus Australien; ansonsten sieht es für keines der 13 gestarteten SolarCars dieser Klasse mehr so aus, als könne es Adelaide rechtzeitig zwischen 11:00 und 14:00 Uhr erreichen. Kommen die Niederländer ebenfalls pünktlich ins Ziel, ist ihnen der Sieg aufgrund des herausragenden Scorings nicht mehr zu nehmen – zumindest von außen betrachtet sind sie ein nahezu fehlerfreies Rennen gefahren. Ansonsten scheint kein Fahrzeug mehr in der Lage zu sein, den blue.cruiser bei rechtzeigem Ankommen im Scoring das Wasser reichen zu können. Klartext: Geht alles gut, kann das Team morgen Mittag über den zweiten Platz jubeln!
Bilanz
Viel gefahren, nur eine minimale Standzeit von 15 Minuten wegen eines geplatzten Reifens. Der fünfte Renntag lief ähnlich perfekt wie der vorherige. An der Reisegeschwindigkeit gemessen kommt momentan kein anderes Team dem blue.cruiser hinterher und auch im Gesamtscoring kann man sich zur Zeit über einen großartigen zweiten Platz freuen. Keiner mag sich ausmalen, dass morgen noch etwas schiefgehen könnte. Darum tun wir das auch nicht und sagen voller Selbstbewusstsein: Morgen Mittag wird der blue.cruiser als erstes Fahrzeug seiner Klasse die Ziellinie überqueren. Optimismus und Spannung sind auf dem Höhepunkt. Daumen gedrückt halten – nur noch einen Tag.