Unser Tag begann damit, dass wir unser Camp früh morgens zusammengepackt haben, denn heute stand eine große Etappe auf unserem Plan. Das heutige Ziel war es, über die serbische Grenze an das Drei-Länder-Eck zu kommen, an dem Ungarn auf Serbien und Rumänien trifft. Im Anschluss daran wollten wir uns weiter über Novi Sad auf den Weg Richtung Belgrad machen. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir jedoch noch nicht, dass alles anders kommen wird, als wir es geplant hatten ...
Voller Vorfreude, dass wir heute gleich drei Ländergrenzen passieren werden, haben wir uns zunächst einmal auf den Weg zum ungarischen Supermarkt Auchan gemacht, um nicht nur die Fahrzeuge zu laden, sondern auch die nächsten verpackungsfreien Einkäufe zu erledigen. So langsam wird es wirklich spannend, denn wir müssen auf weitere Alternativprodukte ausweichen, da unsere Vorräte langsam aber sicher zu Ende gehen. Milch, Pfeffer und andere Gewürze, Käse, Kaffee,... gibt es vorerst nicht mehr, denn all diese Produkte sind nur mit einer Plastikverpackung erhältlich. Was wir allerdings aus Sicherheitsgründen kaufen mussten waren große Wasserkanister aus Kunststoff. Hintergrund ist, dass öffentliche Wasserquellen in Serbien und Rumänien nicht trinkwassergeeignet sind, weshalb wir hier leider auf die verpackte Variante zurückgreifen mussten. Wasser in Glasflaschen gab es nicht.
Die Fahrzeuge wurden von der Ladesäule abgestöpselt und schon konnten wir uns auf den Weg Richtung Grenzübergang machen, der nur wenige Kilometer von uns entfernt war. In einer Kolonne haben wir uns dann den Männern in Uniform genähert und der Reihe nach unsere Ausweise abgegeben. Die erste Herausforderung am Grenzübergang war, dass unsere Begleitfahrzeuge nicht mehr als 3,5t sondern als 4,25t zugelassen wurden. Dementsprechend wurden wir freundlich gebeten, einen anderen Grenzübergang zu wählen, da dieser nur für PKWs bestimmt war. Wir standen jedoch noch vor einer weiteren Herausforderung. Eines unserer Teammitglieder hatte seinen Personalausweis vermutlich in Budapest verloren, weshalb es für dieses Teammitglied keine Möglichkeit gab, die Grenze raus aus der EU zu passieren. Für uns hieß es also nach mehreren Diskussionen und dem Versuch zu erklären, was unser Vorhaben ist, dass wir umdrehen mussten, um uns einen neuen Plan zu überlegen. Nach wenigen Fahrtminuten haben wir an einer kleinen Ausbuchtung am Straßenrand angehalten, um uns bei gedrückter Stimmung und in der prallen Sonne einen Alternativplan zu überlegen. Einigen ging die Situation emotional sehr nah, andere waren gewillt das Optimum aus der Situtation zu holen.
Nachdem wir nicht ins serbische Landesinnere kommen, werden wir auch weder nach Novi Sad noch nach Belgrad kommen. Infolgedessen mussten wir auch ein neues Busticket für Carmen buchen, da ursprünglich geplant war, dass sie am Donnerstagabend in Novi Sad in den Bus zurück nach Deutschland steigen wird. So kurzfristig eine Alternative aus dem ungarischen Szeged zu finden, war gar nicht so leicht und hat in Summe 1,5 Stunden gedauert. Das Ganze erfolgte natürlich unter einer frustrierten Stimmung, die sich im Team breit gemacht hatte. Ebenfalls frustriert hatte uns die Tatsache, dass wir nun unseren Workshop in Belgrad absagen mussten und aller Wahrscheinlichkeit nach zwei weitere Länder nicht durchqueren werden. Nachdem die Abendstunden bereits angebrochen waren, hatten wir uns einen Campingplatz in der Nähe von Szeged gesucht, um dort zu nächtigen und uns in Ruhe einen neuen Plan zu überlegen, der sowohl im Sinne unseres Reisevorhabens aber auch im Sinne der Teammitglieder ist. Von dort wird auch Carmen morgen ihre Rückreise antreten - natürlich mit dem Bus. Geklärt werden muss auch noch, wie wir mit dem verlorenen Pass umgehen, den wir definitiv noch an weiteren Ländergrenzen benötigen werden.