Heute morgen sind wir früh aufgestanden und haben in den frühen Morgenstunden unser Camp zusammengeräumt. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststand, an welche Adresse wir kommen müssen und in welchen Raum wir an der Budapest University of Technology and Economics sein werden, war uns klar, dass wir wieder einen Workshop machen werden.
Nach einigen Telefonaten am Morgen hatten wir die Adresse und auch den Raum, in dem wir unseren Workshop halten dürfen. Vor Ort wurden wir von dem Dekan und ein paar Studierenden in Empfang genommen. Alle Studis sind Mitglieder der drei Fahrzeugprojekte der Universität. Anders als bei unserem SolarCar Projekt baut das ungarische Team ein Solarboot, was optisch Ähnlichkeiten zu unserem Hans Go aus dem Jahr 2004 hat. Die anderen Mitglieder sind Teil des Formula Students Teams, welches einen Rennwagen mit Verbrennungsmotor aber auch einen elektrisch angetriebenen Rennwagen bauen.
Nachdem wir uns gegenseitig unsere Projekte vorgestellt hatten, haben wir uns über die Nachhaltigkeit und die Möglichkeit, nachhaltiger zu Reisen ausgetauscht.
Wir haben Erfahren, dass der ungarische Strommix zu 40% aus Atomkraftwerken erzeugt wird. Bei den Erneuerbaren Energien legt die Regierung den Fokus eher auf die Kraft der Sonne, als auf die Windenergie. Sogar an der Universität gibt es in einem Labor einen Testreaktor, bei dem die Studierenden sich im Bereich der Atomkraft weiterbilden können.
Einer der Studierenden sagte uns, dass es auf öffentlichen Veranstaltungen eine Art Pfandsystem gibt, bei dem Mehrwegbecher zurückgebracht werden. Der Nachteil ist allerdings, dass man die Becher nur an dem Stand zurückgeben kann, von dem man die Becher auch bekommen hat. Ansonsten gibt es überall Stationen, an denen man die Kunststoffdeckel oder die zusammengepressten Kunststoffflaschen ohne Entgelt zurückbringen kann. "Ein Pfandsystem ist nicht schlecht, könnte aber definitiv besser sein!", warf einer der Studierenden in die Runde.
Was uns erfreut hat war zu hören (und auch selbst zu erproben), dass das ÖPNV-Netz sehr gut ausgebaut ist. Kaum ein Studierender kommt mit dem Auto zur Uni, weil alle mit der Straßenbahn oder dem Bus fahren. Auch Fahrräder sind auf Grund des gut ausgebauten Netzes nicht allzu beliebt. Im Bereich des Konsums haben wir erfahren, dass Obst & Gemüse eher selten in Kunststoffverpackungen eingepackt ist. Bestes Beispiel waren die in 3er Packungen verpackten Paprikas. Einer der Studierenden war bereits in Deutschland und war tatsächlich sehr verwundert, warum man so eine Packung im deutschen Supermarkt kaufen kann?
Im Anschluss an den Wissensaustausch durften wir noch einen kleinen Blick in die Werkstätte beider Teams machen. Auf sehr engem Raum wird hier an den kleinen Flitzern und dem Solar-Boot gearbeitet. Beeindruckt hatte uns vor allem das nostalgische Gebäude und die teilweise bis zu 100 Jahre alten großen Maschinen, mit denen die Fahrzeuge und andere Dinge gebaut werden. Auch hier spielt die Nachhaltigkeit eine Rolle, denn Langlebigkeit ist ebenfalls ein Teil davon.
Nach einem Gruppenfoto und einer kurzen Verabschiedung haben wir uns auf den Weg Richtung Timisoara gemacht und im ungarischen Balástaya unser Camp aufgeschlagen. Zuvor sind wir noch einkaufen gegangen, denn unsere "Zero Waste Week" hat begonnen. In den vergangenen Tagen und Wochen haben wir zwar überall versucht so wenig Lebensmittel wie möglich zu kaufen, die in Plastik verpackt sind, haben z.B. bei Milch und Käse aber eine Ausnahme gemacht. Nun wollen wir in den nächsten sieben Tagen wirklich testen, wie gut wir uns ernähren können, ohne das dabei Plastikmüll anfällt. Glas, Aluminiumdosen und Pappe sind jedoch erlaubt, sofern es keine Alternative gibt. Nicht erlaubt sind jedoch Glasbehälter, die einen Kunststoffdeckel haben. Die ersten Abstriche haben wir dann direkt bei unserem heutigen Einkauf machen müssen. Milch wurde durch Kaffeesahne, Fladenbrot durch Ciabatta und Naturjoghurt durch Straciatella-Joghurt ersetzt. Kaffee gibt es vorerst keinen mehr. Wir wollen in den nächsten Tagen schauen, ob wir vielleicht eine lokale Rösterei finden, bei der wir den Kaffee verpackungsfrei einkaufen können. Ansonsten haben wir das Brot und auch jegliches Gemüse in unseren Gemüsenetzen gekauft und den Einkaufswagen damit vollgemacht.
An unserem Camp angekommen wurden wir herzlich von einem echten Ruhrpottler in Empfang genommen. Auf dem kleinen Campingplatz mit vier Stellplätzen und einem Pool haben sich tatsächlich nur Deutsche zusammengefunden, die aktuell in Ungarn unterwegs sind.
Ein toller Tag mit vielen Eindrücken geht zu Ende und wir sagen bis morgen.