Ein letztes Mal machen sich die Teams aus Bochum und Minnesota auf, vom kleinen Rastplatz bei Port Augusta zum großen Ziel in Adelaide. Bei Abfahrt wird wieder mal deutlich, wie penibel die BWSC auf das Verhalten ihrer Teilnehmer blickt. Gestern Abend sind wir eine Minute nach 17 Uhr hier von der Straße gerollt, weswegen wir heute nach acht Uhr noch genau diese eine Minute warten müssen, bevor es wieder losgehen kann. Minnesota war gestern weitere fünf Minuten hinter uns, dementsprechend müssen sie auch jetzt etwas länger warten als wir.
Und dann ab auf die Zieletappe. Die Region hier gehört schon längst nicht mehr zum Outback, auch wenn alles noch sehr ländlich wirkt. Statt über hundert Kilometer auf eine Tankstelle zu warten, fahren wir hier regelmäßig durch kleinere Orte. Unsere Umgebung scheint teilweise landwirtschaftlich geprägt und macht einen viel belebteren Eindruck, als die große Leere, die hinter uns liegt. Von den Höhen und Tiefen der letzten Tage ist heute wenig zu spüren; alle sind aufgeregt und freuen sich, in ein paar Stunden endlich an der lang ersehnten Ziellinie anzukommen.
Auch hier holt uns das Schicksal kurz nochmal ein, als auf halber Strecke eines der PCM-Module streikt. Der Fehler ist relativ klein und schnell behoben, erfordert aber dennoch einen kurzen Halt am Straßenrand, bei dem Minnesota an uns vorbeizieht. Ein Stück hinter ihnen schert unser Konvoi auch wieder ein und fährt weiter Richtung Stadt. Minnesota nochmal einzuholen wird auf dem kurzen Stück schwierig und würde angesichts des immer stärker werdenden Verkehrs wahrscheinlich ohnehin nicht funktionieren.
Schlussspurt durch die Vorstädte
Es wird immer gedrängter auf der Straße. Bald passieren wir die Stadtgrenze von Adelaide und bahnen unseren Weg durch die Vororte in die Innenstadt. Am letzten Checkpoint, vier Kilometer vor der Zieleinfahrt wird unsere Zeit gestoppt, es ist gerade 11:55 Uhr. Die Überquerung der eigentlichen Ziellinie hat vor allem symbolischen Charakter für die Teams, die dort das Bestehen ihres Abenteuers feiern wollen.
Genau das haben wir vor. Während der thyssenkrupp SunRiser am Checkpoint auf die Freigabe wartet, noch das letzte Stück fahren zu dürfen, machen wir uns auf den Weg zum Victoria Square und warten gespannt auf die Ankunft unseres SolarCars. Immer wieder werfen wir nervöse Blicke auf die große Hauptstraße, die auf den Platz zuführt und über die der tkSR am Ziel ankommen wird.
Irgendwann ist es dann soweit. Es ist unmöglich zu sagen, wie lange wir schon hier stehen als der tkSR endlich in Sicht ist, denn bei all der Nervosität guckt schon niemand mehr auf die Uhr. Unter lautem Applaus des ganzen Teams kommt unser SolarCar endlich am Ende der Reise an. Als der tkSR schließlich auf dem roten Teppich mitten auf dem Victoria Square zu stehen kommt, kennt unser Jubel keine Grenzen mehr.
Ausgelassen feiern wir noch eine ganze Weile und unser Schlachtruf, das dreifache „Glück Auf!“ hallt über den ganzen Platz. Nach alter SolarCar Tradition lassen wir es uns auch nicht nehmen, gleich noch zusammen in den hinter dem Ziel gelegenen Brunnen zu springen.
Die Anspannung der letzten Tage, die viele Arbeit und der Stress der vergangenen Wochen und Monate, all das fällt nun mit einem Mal von uns ab. Viele können es noch gar nicht ganz begreifen; die Ersatzmotoren haben uns ganze 3022km durch das Outback getragen. Wir haben es wirklich geschafft. So nah beieinander wie das Feld der Cruiser Class liegt ist es unmöglich zu sagen, auf welchem Platz wir am Ende landen werden. Aber das interessiert uns gerade wenig. Wichtig ist nur, dass wir nach all den Strapazen die Herausforderung Bridgestone World Solar Challenge bestanden haben. Von 13 gestarteten Cruiser Teams stehen wir nun als eins der Letzten erfolgreich am Ziel.
Eine letzte Prüfung
Ganz vorbei ist es aber noch nicht. Bei der Praktikabilitätswertung müssen wir morgen noch unser Auto der Öffentlichkeit von Adelaide präsentieren. Wie gut wir uns dabei schlagen, werden einige Juroren benoten; die Ergebnisse gehen ebenfalls in unsere Gesamtwertung ein. Sonntag ist dann die endgültige Abschlussveranstaltung, bei der endlich die Platzierungen der Cruiser bekannt gegeben werden.
Und auch die Feierlaune soll natürlich nicht zu kurz kommen. Jetzt, wo der Konkurrenzkampf endgültig hinter uns liegt, werden wir mit allen anderen Teams so oft und so viel wie möglich zusammenkommen, auf unseren Erfolg gemeinsam anstoßen und noch alle gemeinsam ein paar spannende Tage in Adelaide verbringen. Wir freuen uns schon auf die Erlebnisse der nächsten Tage und darauf, die internationale SolarCar Gemeinschaft näher kennenzulernen.