Als wir in Coober Pedy aufwachen, ist die Stimmung im Team immer noch gedrückt. Wir haben einen weiteren langen Tag auf der Straße vor uns, aber die Fehlschläge von gestern machen dem ein oder anderen schwer zu schaffen. Trotzdem stehen wir früh auf und machen uns auf den Weg zum Start.
Was uns in Coober Pedy außerdem überrascht hat ist die plötzliche Kälte. Gestern noch haben wir in der Wüstenhitze übernachtet, nun sind es kurz vor Sonnenaufgang gerade mal acht Grad auf unserem Campingplatz. Nach so vielen Wochen im heißen Tropenwetter fühlen wir uns auf einmal wie im tiefsten Winter. Sobald es draußen hell ist, wird wie immer das Array zur Sonne ausgerichtet, um über die Zellen so viel Energie wie möglich zu bekommen, bevor die Tagesetappe losgeht.
Wir starten heute übrigens nicht aus Coober Pedy selbst. Tatsächlich haben wir erfahren, dass die BWSC aufgrund der Wetterverhältnisse gestern beschlossen hat, den Cruiser Teams eine halbe Stunde mehr Zeit zu geben. Informationen, die bei uns nie ankamen, mit denen wir aber sicherlich die Etappe noch hätten schaffen können. Jetzt fahren wir etwa 30 Kilometer Richtung Norden, bis hin zu der Stelle, an der wir gestern den thyssenkrupp SunRiser in seinen Hänger verladen haben. Angekommen wir der tkSR ausgeladen und rollt in entgegengesetzter Richtung los. So holen wir alles nach, was wir gestern verpasst haben und hoffen, diese 30 Kilometer doch noch angerechnet zu bekommen.
Viel Klärungsbedarf zur Wertung
Unser SolarCar fährt wieder ohne Probleme. Auf unserer Etappe passieren wir nicht nur Coober Pedy, sondern bringen weitere 600 Kilometer hinter uns und fahren dabei die einzigen verbleibenden Checkpoints in Glendambo und Port Augusta an. In Glendambo spricht uns der Teamchef von Sunswift an. Er sagt uns, dass für sein Team unsere Einwände zu gestern völlig verständlich sind und sie voll und ganz hinter uns stehen bei unserem Versuch, die Etappe nach Coober Pedy doch noch angerechnet zu bekommen. Ein äußerst kollegialer Moment, für den wir uns entsprechend bedanken.
Aber es gibt noch etwas Neues. In der anderen Fahrzeugklasse, der Challenger Class, gab es einen folgenschweren Unfall. Der haushohe Favorit und Erster im Feld, das niederländische Team Vattenfall, hat als dritter Teilnehmer sein SolarCar an ein Batteriefeuer verloren. Kurz vor Adelaide ist ihr Fahrzeug komplett ausgebrannt, aber auch hier wurde glücklicherweise niemand verletzt.
Mit den Informationen machen wir uns wieder auf den Weg und erreichen am Nachmittag Port Augusta. Leider müssen wir hier von den Event Officials erfahren, dass unsere Beschwerde erfolglos war und wir dennoch die gestrige Etappe nicht nachträglich angerechnet bekommen. Enttäuschung macht sich breit. Aber wir erfahren auch, dass wir trotzdem noch an vierter Stelle stehen. Es lohnt sich auf jeden Fall, das Rennen jetzt auch noch zu Ende zu fahren.
Genau das wollen wir jetzt. Eine gute halbe Stunde Rennzeit bleibt uns für heute noch bei unserer Abfahrt aus Port Augusta. Die nutzen wir so gut wie möglich und machen nochmal etwas Strecke gut. Am Ende steuern wir einen Rastplatz am Straßenrand an. Verbleibende Distanz zur Ziellinie sind jetzt noch 260 Kilometer. Morgen Vormittag also sollten wir in Adelaide ankommen.
Wie es der Zufall will, fährt kurz hinter uns noch ein Team am Rastplatz vor, nämlich unsere Kollegen der University of Minnesota, die wir schon mal an ein paar Checkpoints getroffen haben. Beim gemeinsamen Begutachten unserer Umgebung, fällt uns ein ausgebrannter Haufen aus Asche und Karbon am Feldrand ins Auge. Beim genaueren Hinschauen entdecken wir die Kennzeichnung „Nuna X“ und müssen schlucken. Vor uns liegen also die Überreste des Challengers von Team Vattenfall, der erst vor ein paar Stunden hier ausgebrannt ist.
Letzter Abend im Outback
Da wir aber einmal hier sind, verabreden wir uns mit Team Minnesota zum gemeinsamen Abendessen. Geschichten von der Reise werden erzählt und die ersten Teamshirts heute getauscht. Trotz der ernüchternden Ergebnisse ist die Stimmung heute Abend deutlich entspannter als in den letzten Tagen. Kurz vor dem Ziel zu stehen, lässt uns allen einen Stein vom Herzen fallen. Egal was bisher alles vorgefallen ist, zählt für uns gerade nur, dass wir morgen unser Abenteuer und damit das härteste Solarrennen der Welt erfolgreich zu Ende bringen. Zwar liegen noch zwei oder drei Stunden Fahrt vor uns, aber die ausgelassene Stimmung der Ziellinie bahnt sich jetzt schon an. Hoffentlich können wir das auch mit uns nach Adelaide tragen.