Mit dem Ende der letzten Etappe fahren wir in der Cruiser Class weiter vorne mit. Nach einer kurzen Nacht in Tennant Creek versammeln wir uns am nächsten Morgen kurz vor Sonnenaufgang am Checkpoint, um den thyssenkrupp SunRiser bereit zu machen für die anstehende Etappe. Team Eindhoven ist bereits vor Ort als wir eintreffen, mehrere andere Teams stoßen bald dazu.
Die Cruiserfahrzeuge stehen aufgereiht am Straßenrand, als um acht Uhr der Startschuss fällt zur Abfahrt. Als erstes fährt SolarCar Stella Era aus Eindhoven ab, dann rollt der tkSR direkt hinterher. In den nächsten Minuten macht sich ein Cruiser nach dem anderen wieder auf die Reise. Challenger sehen wir in Tennant Creek nur vereinzelt. Für sie liegt hier nur ein halbstündiger Kontrollstopp, von dem sie sich schnell wieder auf den Weg machen.
Damit, dass nach dem Ladestopp letzte Nacht das Feld der Cruiser wieder nah beieinander ist, wird es zu Beginn zu einigen Überholmanövern kommen. Ziel ist es, weiter nach vorne zu kommen und so beginnt schon kurz nach Abfahrt die Aufholjagd auf den Favoriten aus Eindhoven. Tatsächlich schlägt sich der tkSR nicht schlecht und kommt der Führung immer näher. Zwischenzeitlich schließen wir so weit auf Eindhoven auf, dass im Konvoi schon das Kommando gegeben wird, den Überholvorgang einzuleiten. Die Spannung bei allen Teammitgliedern ist schon fast unerträglich, aber dann passiert das Unglück: Der thyssenkrupp SunRiser meldet einen platten Reifen und muss schnellstmöglich von der Straße gebracht werden.
Schnell reagieren auf Rückschläge
Bei nächster Gelegenheit kommen wir auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Sofort sind alle in heller Aufregung, zum Chaos kommt es aber nicht. Der Reifenwechsel wird umgehend eingeleitet und jeder im Rennteam hat dabei seine Aufgabe. Die vielen Übungen für den Ernstfall zahlen sich spätestens jetzt aus und in Rekordzeit ist der tkSR wieder fahrbereit und schwingt sich zurück auf die Straße. Obwohl der Reifenwechsel so schnell ging sind wir währenddessen von allen anderen überholt worden und die Aufholjagd beginnt von vorn.
Der tkSR fährt zuverlässig weiter, bis das Solararray anfängt, Probleme zu machen. Nur ein Bruchteil der eingebrachten Energie scheint bei der Batterie anzukommen. Im regen Funkkontakt zwischen den Begleitfahrzeugen wird nach möglichen Fehlerursachen und Lösungsmöglichkeiten gesucht. Auch einen kurzen Stopp zur Fehlerbehebung müssen wir noch einlegen. Wichtige Minuten gehen dabei verloren.
Aber wieder fährt unser SolarCar schnell und verlässlich weiter und wieder schaffen wir es, mit dem Rest des Feldes mitzuhalten. Zwischenzeitlich passieren wir die Devils Marbles, einer berühmten Felsformation direkt am Stuart Highway. Anhalten für ein paar Fotos kann unser Rennkonvoi aber natürlich nicht. Der nächste Haltepunkt liegt erst in einem Park in Alice Springs, einer Stadt ganz in der Mitte des Kontinents und etwa auf halber Strecke für die BWSC. Nach einigen Schwierigkeiten bei der Einfahrt kommen wir kurz nach den Teams IVE und Sunswift an. Eindhoven ist nicht mehr hier; scheinbar ist uns Stella Era schon wieder vor der Nase weggefahren. Zehn Minuten nach unserer Abfahrt aus Alice Springs hält die Strecke noch eine Tücke für uns bereit, denn hier liegt die einzige Abbiegung auf dem gesamten Stuart Highway. Folgt man dieser nicht, würde man stattdessen in einer Sackgasse landen, an der lediglich der örtliche Flughafen liegt. Wir haben uns aber schon im Voraus darauf vorbereitet und fahren dementsprechend auch korrekt rechts ab in Richtung Adelaide.
Danach ist das Rennende für heute kaum mehr als eine Stunde entfernt. Zeit also, uns nach einem Rastplatz für die Nacht umzusehen. Am Ende verschlägt es uns an das Roadhouse bei Stuarts Well. Kurz vor unserer Ankunft funkt uns der Konvoi von Team Sunswift an und fragt, wo wir die Nacht verbringen werden. Tatsächlich steuern beide Teams denselben Ort an und so verabschieden wir uns mit einem kurzen „bis gleich“, bevor wir am Rastplatz ankommen und uns gegenseitig zu dem erfolgreichen Tag beglückwünschen.
Die nächste Nacht im Outback
Team IVE ist auch schon vor Ort als der tkSR eintrifft. So wird das kleine Stuarts Well für eine Nacht zum belebten Treffpunkt für SolarCar Teams, die sich über den bisherigen Rennverlauf austauschen und gemeinsam erwartungsvoll auf die nächsten Tage blicken. Es ist immer wieder toll zu sehen, was für eine freundschaftliche Atmosphäre zwischen den eigentlichen Konkurrenten bei diesem Event herrscht und wie man sich immer wieder gegenseitig ermutigt und motiviert.
Die 1200 Kilometer bis Coober Pedy liegen nun ziemlich genau zur Hälfte hinter uns. Sollte der morgige Tag aber ähnlich verlaufen, kommen wir wie geplant in der Opalminenstadt an und haben damit den schwierigsten Teil der Route geschafft. Ein Ziel, das wir auf jeden Fall klar vor Augen haben.